Der Verein
Eins: Pioniergeist der Dreißigerjahre
Schon lange vor der Gründung des Clubs trafen sich junge Godesberger und bauten zusammen ihre kleinen Boote für gemeinsame Paddelfahrten. Das war in den „wilden“ Zwanzigerjahren, als die Menschen Charleston tanzten, Frauen Bubikopf trugen und die Liebe zum Sport und zur Natur in der Jugend stark verankert war. Natürlich befuhren die Pioniere den Rhein. Sie organisierten Wanderfahrten. Auch größere Abfahrten wurden bereits durchgeführt. Nach Feierabend – Fernsehen gab es noch lange nicht – fuhr man eben mal über den noch völlig sauberen Rhein, um zwischen den Kribben zu schwimmen und sich am herrlichen Sandstrand zu vergnügen.
Eine Frage, die ständig auftauchte, war: Wo können die Boote untergebracht werden? Da lag eine Idee nicht fern: Wir tun uns zusammen und gründen einen „Club“! Vor 75 Jahren, am 13. Juni des Jahres 1932, trafen sich 33 Gleichgesinnte und gründeten den GKC. Der Turn- und Sportlehrer Heinz Schürmann wurde zum ersten 1. Vorsitzenden gewählt und meldete daraufhin die Neugründung bei der „Deutschen Turnerschaft Sieg Rheingau“ offiziell an. Auch das Hauptproblem wurde gelöst: Im Hotel Schaumburger Hof mietete man die offenbar verwaiste Kegelbahn für 140 Reichsmark Jahresmiete. Hinzu kam ein direkt daneben liegendes Grundstück für 10 Reichsmark im Jahr. Der Betrag scheint gering zu sein, es waren aber immerhin 2 Monatslöhne.
Alle halfen beim Um- und Ausbau der Kegelbahn, und schon einen Monat später hatte sie sich in einen nahezu perfekten Bootsschuppen verwandelt. Trotz krisenhafter Zeiten konnte im Januar 1933, nur ein halbes Jahr nach der Gründung, auf der ersten Jahreshauptversammlung fast die Verdopplung der Mitgliederanzahl vermeldet werden. 60 Godesberger Kanuten trugen nun ein Mitgliedsbuch und verfügten zusammen immerhin schon über 36 Boote. Die waren selbstverständlich nahezu alle „Marke Eigenbau“. Auf dünnen, dicht nebeneinander liegenden Latten, die durch fünf bis sechs Spanten auf Form gebracht wurden, spannte man ein oder zwei Bahnen Nessel und strich das Ganze mit Ölfarbe. Dieser Anstrich musste jedes Jahr erneuert werden. Fast alle Boote waren Einer.
Am 9. Juli 1933 feierten die Kanuten im Schaumburger Hof ihr erstes Stiftungsfest. Eine Acht-Mann-Kapelle spielte zum Tanz auf. Zu sehen waren auch Parteiabzeichen der neuen Machthaber, vermerkte der Chronist. Im selben Jahr wurde ein ehrgeiziger Plan zum Bau eines Viererkanus mit Steuermann vorgelegt. Es sollte beachtliche 12 Meter lang werden. Im nächsten Frühjahr begannen Georg Schmidt und Ernst Bayley mit einigen weiteren Helfern, das Monstrum zu bauen. Da es natürlich schlecht zu transportieren sein würde, baute man es zweiteilig. Die separaten Hälften wurden in der Mitte zusammengeschoben und mit Schrauben arretiert. Durch diesen Trick konnte man ihn sogar auf die Regattastrecken mitnehmen. Auch ein Transportgestell wurde konstruiert. Das Doppelding wurde auf einem vierrädrigen Anhänger befestigt, den der Kohlenhändler Hans Thelen zur Verfügung stellte. Am X-förmigen Gestell hängte man Autoschläuche auf, schob die Kajaks hinein und blies danach die Schläuche auf. So hingen die Boote sicher und super fest.
Mit wie viel Herzblut man bei der manchmal nassen Sache war, davon zeugt ein Lied, das damals oft geschmettert wurde, im Clublokal genauso wie auf dem Wasser.
Käm’ zu mir ein Millionär / mit recht viel Klamotten,
schenkte er ein Auto mir / ich würd’ ihn verspotten.
Fahr mit deinem Auto selbst / was ich ehrlich meine.
Wenn ich einmal fahren will, / fahr’ ich auf dem Rheine.
Der Refrain lautete:
Schenk mir ein Kanu / hier auf dem Rhein.
Schenk mir ein Kanu / zum Sonnenschein.
Sitz ich im Kanu / dann bin ich reich.
Oh, du mein liebes Kanu / nichts kommt dir gleich.
Seit dem Sommer 1934 trainierten unter anderem Peter Feldmann und Willi Schliebach regelmäßig Kurz- und Langstrecke, um an Regatten teilzunehmen. Am 15. Dezember desselben Jahres fand im Bonner Restaurant Walter, Hundsgasse 30, eine Besprechung statt, bei der es um die Übernahme der Sportjugend des GKC in die nun staatliche „Hitlerjugend“ (HJ) und den „Bund deutscher Mädchen“ (BDM) ging. Es wurde übrigens zu diesen „Verhandlungen“ nicht eingeladen, sondern mitgeteilt: „Sie haben zu erscheinen!“
Zu Jahresbeginn 1935 hatte der GKC 78 Mitglieder, darunter auch vier „Schneeläufer”. Das waren wohl die ersten Skifahrer. Der damalige Vorsitzende Josef Scheben bemühte sich, den Club in den „richtigen“ Verband, den Deutschen Kanu-Verband (DKV) einzugliedern. Obwohl auf höhere Weisung des „Reichssportführers“ Verbandswechsel untersagt waren (wohl im Hinblick auf die Olympischen Spiele), gelang die Transaktion im Januar 1936.
Der Rennabteilung gehörten nun schon neun Männer und zwei Frauen an. Anfang Mai 1936 richtete der junge GKC seine erste offene Bezirks-Regatta aus. Sie umfasste bereits 13 Leistungsklassen. Der innere Zusammenhalt war groß. Fast alle Mitglieder trafen sich jeden Donnerstag im oberen Raum des Katholischen Jungmänner-Vereins. Der Mietpreis betrug eine Reichsmark. Auch die monatlich stattfindenden Mitgliederversammlungen wurden von fast allen Mitgliedern besucht. Auf den Anwesenheitslisten bekamen die fehlenden Mitglieder regelmäßig den Eintrag „entschuldigt“. In den Wintermonaten traf man sich zu Sonntagsspaziergängen im Siebengebirge. In all diesen Jahren wurden auch gemischte Staffeln ausgetragen, das heißt Rennen für Läufer, Radfahrer, Schwimmer und Kanufahrer, eine damals sehr beliebte Disziplin. 1937 trug der Trainingsfleiß bereits erstaunliche Früchte. Peter Feldmann und Erich Rocholz errangen auf dem Maschsee in Hannover den ersten Deutsche Meisterschaftstitel für den GKC.
Zwei: Improvisation in Kriegs- und Nachkriegszeiten
Ab 1939, nun war Krieg, wurden die Bedingungen deutlich schwieriger. Bald stand die Bootshalle nicht mehr zur Verfügung. 1941 waren dort Soldaten einquartiert. Als Ersatz wurde ein leeres Stallgebäude „Auf dem Rech“ – der heutigen Straße „Am Büchel“ – angemietet. In dieser Zeit wurde der GKC auf Regatten im Jargon der nationalsozialistischen Zeit als „Bann 160“ geführt.
Zu einer Abfahrt nach Köln anlässlich der Propagandaausstellung „Seefahrt tut Not“ erging der unmissverständliche Befehl: „Alle Wassersport treibenden Junggenossen haben mit anständigem Haarschnitt, schwarzer Hose, weißem Trikot mit HJ-Abzeichen diesem Dienstbefehl Folge zu leisten“. Was die Vermutung nahelegt, dass es in Fragen des Haarschnitts und der Kleidung durchaus unterschiedliche Auffassungen gab. Wer nicht mit nach Köln fuhr, wurde für drei Monate gesperrt. Der Rennsport lief noch bis 1942 weiter. Da alle Männer zum Militär mussten, kam der Nachwuchs der 16- bis 18-Jährigen zum Zug. Von 1941 bis zum Ende des Krieges wurden keine Versammlungen abgehalten.
1943 hatten Maria Lindner und Sybilla Stein, geb. Mertens, dem GKC den Kauf eines Grundstücks in Plittersdorf durch finanzielle Unterstützung ermöglicht. Dieses Grundstück wurde später zur Finanzierung des Geländes in Rüngsdorf wieder verkauft. 1949 wurden beide deshalb für die Ehrenmitgliedschaft vorgeschlagen. Maria Lindner wurde Ehrenmitglied. Sybilla Stein war inzwischen in einen anderen Kanuverein eingetreten.
19 Mitglieder waren im Krieg umgekommen. Der Zusammenbruch war total. Aber zugleich hatte man auch das Gefühl eines Neuanfangs. Bereits kurz nach Kriegsende wurden zehn neue Mitglieder aufgenommen. Für die monatlichen Versammlungen mussten ab sofort Genehmigungen der Militärregierung eingeholt werden. Der Vorsitzende Erich Laufer versuchte, eine Genehmigung einzuholen, ein schwimmendes Bootshaus, das dem Verein zum Kauf angeboten wurde, auf dem Rhein zwischen den Kribben von Rüngsdorf verankern zu dürfen. Der Antrag wurde abgelehnt. Seit April 1946 wurde zunächst für zwei Jahre das Päda-Bootshaus gemietet. Der Vertrag konnte bis 1954 immer wieder verlängert werden. Bei der Renovierung halfen alle Mitglieder, ebenso bei der Anbringung von Bootsauflagen und der Errichtung eines Zufahrtsweges. Der Neubau einer Pritsche wurde begonnen. Die erste Regatta, die wir nach dem Krieg besuchten, fand im Juni in Bergheim an der Sieg statt.
Im Oktober 1946 wurde dem GKC eine vorläufige Genehmigung der Militärregierung erteilt, den Club weiterzuführen. Alle Vorstandsmitglieder waren vorher überprüft und „entnazifiziert“ worden. Die Besatzungstruppen hatten fast alle Boote konfisziert, inklusive des kostbaren Vierers. Ernst Bayley regte den Neubau von Booten an. Für den Kauf eines neuen Paddels musste man der Firma Klepper eine alte Messinghülse abgeben. Diese Art von Tauschgeschäften, die noch einige Jahre zum Vereinsalltag gehörten, waren in der damaligen „schlechten Zeit“ gang und gäbe. Das zeigte auch der im Oktober im Saale Schmitz erstmals wieder stattfindende Tanzball. Im Protokoll heißt es: „Für die Verpflegung der acht Musiker sorgen die Mitglieder.“ Offensichtlich bestand die Bezahlung in Naturalien. Im Protokoll der Monatsversammlung im November 1946 heißt es unter anderem: „Die Versammlung schloss mit der Verteilung von Kaugummi“.
Am 10. Dezember 1946 wurde nach gutem Brauch wieder zum Nikolausfest ein Essen vorbereitet. Alle Mitglieder mussten dafür bis Ende November Fleischmarken und Kartoffeln abliefern. „Zur Beheizung des Saales beträgt der Eintrittspreis ein Brikett“, stand auf der Einladung. Die Beschaffung neuer Boote für die Rennabteilung war nahezu unmöglich. Auch hier war man auf Tauschgeschäfte angewiesen. Immer wieder ging der Vorstand Meldungen nach, die besagten, dass unser Vierer gesehen worden sei. Vergebens. In diesem Jahr wurde allen Mitgliedern wegen der schlechten Ernährungslage empfohlen, auf den Rennsport zu verzichten. Auch der Wandersport wurde stark eingeschränkt.
Die Lage war zum Verzweifeln. Vor Oberwinter begann die Französische Besatzungszone. Diese Grenze war nur mit Sondergenehmigung zu passieren. Trotz zahlreicher Versuche hat der Vorstand nie eine solche erhalten. In dieser Situation wurde am 23. Juni 1947 im Saale Schmitz das 15. Stiftungsfest gefeiert. Die Mitglieder mussten ihre eigenen Tischdecken mitbringen. Wegen des drohenden Verlusts des angemieteten Bootshauses wurden 1948 Neubaupläne diskutiert. Im September 1948 kaufte der GKC eine gebrauchte „Nissenhütte“ aus Wellblech, die zur Schaffung neuer Bootsplätze gleich neben dem Päda-Bootshaus aufgestellt wurde.
Im Dezember 1948, etwa ein halbes Jahr nach der Einführung der D-Mark, kurz DM, signalisierte der Besitzer des Grundstückes in Rüngsdorf Verkaufsbereitschaft zum Preis von 7.000 Mark. Die Meinungen prallten aufeinander. Eine Gruppe stimmte für Plittersdorf, eine andere für Rüngsdorf. Im Februar 1949 wurde dann schließlich das Grundstück in Rüngsdorf gekauft. Es lag direkt neben dem 1930 gebauten Rüngsdorfer Freibad (das in den 50er Jahren zu einem der modernsten in Bonn ausgebaut werden sollte). Alle aktiven Mitglieder mussten 25 der neuen, wertvollen D-Mark Umlage bezahlen, ein nicht ganz unerheblicher Betrag, der für inaktive auf 15 Mark reduziert wurde. Im Winterhalbjahr 1948 / 49 gab es die erste der nun monatlich (!), später vierteljährlich erscheinenden Clubzeitung „Ahoi“.
Die Rheinische Zeitung schrieb am 2. März 1949: „Die Kanuten vom GKC verbrachten einen tollen Abend auf den Fidschi Inseln! Die Godesburg war eine Oase des Humors und des Frohsinns für Trizonesier und Europäer“. In noch durchaus unsicheren Zeiten war der Karneval ein Ventil. Es wurde gerade der neue Karnevalsschlager von Karl Berbuer populär: „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“. Der Hintergrund: Die drei Besatzungszonen – amerikanische, englische, französische – wurden vereinigt. Durch diese Vorstufe der kommenden Bundesrepublik konnten nunmehr in alle Richtungen bisherige „Zonengrenzen“ überschritten werden.
Drei: Rückenwind in den Fünfzigerjahren
Für den Bau eines neuen Bootshauses brauchten wir 1950 noch eine Dringlichkeitsbescheinigung vom Deutschen Kanuverband. Zu dieser tatsächlich „schlechten“ Zeit, als in den noch von Ruinen übersäten Städten große Wohnungsnot herrschte, wurden nur die allerwichtigsten Bauvorhaben genehmigt, insbesondere im Wohnungsbau. Aber der Plan ging voran, natürlich mit Eigenleistung. Bauzeichnungen wurden ausgelegt. Schließlich wurde der Neubau im Februar in geheimer Abstimmung mit nur zwei Gegenstimmen beschlossen. Ein Bauausschuss wurde gebildet. Im Verlauf der nächsten Monate unterschrieben 27 aktive Mitglieder eine weitreichende Arbeitsverpflichtung. Am 30. September 1950 war Baubeginn.
Von nun an wurde jedes Wochenende geschuftet, später auch mittwochs und donnerstags nach der Arbeit. Die 25.000 (!) verbauten Ziegelsteine stammten von einem niedergelegten Schornstein des Städtischen Elektrizitätswerkes an der Friesdorfer Straße. Eine der ersten Arbeiten war das „Putzen“, das heißt die Ziegel mussten erst einmal säuberlich von Mörtel befreit werden. Am Jahresende waren alle Fundamente ausgehoben und betoniert. Ein Teil der Seitenwände war ebenfalls schon hochgezogen. Wenn das kein Wiederaufbau war.
Inzwischen hatten sich die ferne und die nahe Welt gründlich verändert. Deutschland und Europa waren geteilt. 1949 war die Bundesrepublik gegründet worden, die durch das auf dem gegenüberliegenden Petersberg geschlossene Abkommen eine Zukunft bekam. Damit nicht genug. Bonn wurde völlig überraschend Bundeshauptstadt und Godesberg Diplomatenstadt. Kaum hatten sich die politischen Verhältnisse stabilisiert, setzte das ein, was man bald das „Wirtschaftswunder“ nennen sollte.
1951 entstand die US-Botschaft, damals der mit Abstand größte Gebäudekomplex in Bonn und Umgebung, am Rheinufer in 500 Meter Entfernung vom Bootshaus. Für Sicherheit war ab sofort gesorgt. Dass nun Politiker und Diplomaten allgegenwärtig waren, tat dem rheinischen Frohsinn wie bekannt keinerlei Abbruch. Die Godesberger Kanuten beteiligten sich nahezu in jedem Jahr am Karnevalszug ihrer Heimatstadt mit Wagen und Fußgruppe. Mitten im Kalten Krieg gab auch der GKC seinen Kommentar zur brisanten Weltlage. Die Beschreibung unseres Karnevalswagens lautete wie folgt: „Ein Wagen, verkleidet mit Pappe. Auf der hinteren Hälfte ein Käfig, erhöht mit Latten. Im Käfig Kostüme aus ‚Tausend und eine Nacht‘. Auf der vorderen Hälfte ein Tisch mit Sitzgelegenheit für 4 Personen. Da saßen folgende Pappkameraden: US-Präsident Truman mit „Uncle Sam“ sowie Sowjetdiktator Stalin mit einem unbekannten Landsmann. Vor dem Käfig stand ein Wachsoldat vor einer Atombombe. Über dem Wagen „schwebte“ ein großer Hut mit der etwas blauäugigen Aufschrift: „Alle unter einem Hut – mir han et jeschaff.“
Währenddessen machte der Neubau unseres Bootshauses Fortschritte. Die zu leistenden Stunden pro Arbeitssoll wurden auf 30 festgelegt. Einige Mitglieder haben dieses Stundensoll aber um fast das Doppelte überschritten. In diesem Jahr wurden vier Arbeitssolls geleistet. Alle Anbaumauern sowie das Dach auf dem Anbau wurden errichtet. In der großen Bootshalle war die gesamte Eisen-konstruktion, die die Decke tragen sollte, fertig.
Den hohen freiwilligen Einsatz spiegelte schließlich eine Satzungsänderung wieder. Danach zahlten alle Mitglieder, die beim Bau des Bootshauses beteiligt waren, nur die Hälfte der Clubbeiträge, Bootsplatzmieten und Umlagen. Später wurde diesen Erbauern auch noch das fünffache Stimmrecht für alle das Bootshaus betreffenden Fragen notariell zugesichert. Fritz Berchem wurde wegen seiner enormen Verdienste beim Bau des Bootshauses zum Ehrenmitglied ernannt.
Am 12. Juli 1952 wurde das Richtfest gefeiert. Aber noch war das Werk nicht vollendet. Im Oktober desselben Jahres steuerte die Zigarettenfabrik Sonntag eine Fuhre Holz bei. Sie bestand aus jenen Brettern, in denen einmal die Tabakballen geliefert worden waren. Die Kanuten mussten sie selbst aussortieren und abholen. Dann wurden daraus die sieben großen Hallentore gezimmert. Als die Redoute in Godesberg – nun ein Saal für Staatsempfänge – einen neuen Parkettboden erhalten sollte, bemühten wir uns, für unseren Saal das alte, herausgenommene Parkett zu bekommen. Und wir hatten Erfolg! 1952 wurde die Decke der Bootshalle fertig. Die Mauern im ersten Stock wurden hochgezogen, Dach und Keller vollendet. Die Fertigstellung der Hallendecke war die einzige Baumaßnahme, bei der ein „Fremdunternehmen“ half.
Am 8. Mai 1953 kam eine Nachricht, auf die wir so lange gehofft hatten. Aufgrund einer vertraulichen Mitteilung des KC Brohl konnte endlich „unser Vierer“ identifiziert werden. Er lag seltsamerweise bei den Patres im Kloster von Maria Laach und wurde von uns subito heimgeholt. Der 30. Juni 1953, eigentlich festgesetzter Endtermin für das große Bauwerk, verstrich. Im Oktober musste vom jetzigen Parkplatz des Schwimmbades aus ein 70 Zentimeter tiefer und fast einen halben Meter breiter Rohrgraben in einer Länge von über 220 Metern ausgeschachtet werden. Das RWE verlegte für uns eine Stromleitung. Im November 1953 zogen Herr und Frau Füssenich als Bootshauswarte in die fertig gestellte Wohnung ein. Am 26. desselben Monats fand unsere erste Mitgliederversammlung im neuen Haus statt. Zur Nikolausfeier der Kinder kamen über 200 Gäste, weit mehr als Sitzgelegenheiten vorhanden waren.
1954, der westdeutsche Wirtschaftsmotor brummte und die Menschen sparten auf die neue Wohnungseinrichtung, den Radioapparat und den eigenen Motorroller. Im Juni konnten die Vereinsmitglieder das Feuerwerk „Rhein in Flammen“ von der Terrasse aus bewundern, das erstmals nach dem Krieg wieder stattfand. Im Monat zuvor war die erste „Wildwasserfahrt“ auf der Wied abgehalten worden, damals immer noch in Faltbooten. Auch der Rennsport war gerade wieder aufgenommen worden, da errang Gerlinde Fritzen bereits den ersten Sieg für den GKC in der neuen Rennabteilung. Im Frühjahr waren fast verzweifelte Anstrengungen zu beobachten, um das Bootshaus zur geplanten Einweihung fertig zu bekommen. Immerhin hatte auch der Regierungspräsident sein Kommen angesagt. Schließlich war das Bootshaus nach nahezu vierjähriger Bauzeit im April 1954 tatsächlich fertig. Die Mitglieder hatten unentgeltlich unglaubliche 16.000 Arbeitsstunden geleistet und dabei einiges bewegt: neben den schon erwähnten rund 25.000 Ziegelsteinen auch 10.000 Schwemmsteine, 35 Tonnen Zement und 15 Tonnen Eisen. Eine stolze Leistung. Die Einweihungsfeier am Sonntag, dem 25. April, wurde sogar im damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk übertragen, dem heutigen WDR. Der VKC Köln schenkte uns damals übrigens die Spendenglocke, die heute noch auf der Theke steht. Kurz darauf versammelte sich die Nation vor den wenigen Fernsehern (meist in Kneipen), um Deutschland zum Fußballweltmeister zu begleiten. Am 22. Juni hätten sogar alle die neue Rennmannschaft und einige Aktive bei ihrem ersten Fernsehauftritt sehen können. Denn bei einer in Mehlem aufgezeichneten internationalen Sendung, bei der auch Bundespräsident Heuss ein Interview gab, waren sie mit von der Partie.
Die ersten drei Regatten in Köln, Neuwied und Nassau wurden besucht. Gerlinde Fritzen wurde in Köln Zweite. Das war am Tage der Bootshauseinweihung. Im Juli 1955 fanden Stadtmeister-schaften im Faltboot und Kajakfahren mit Plittersdorf und Mehlem zusammen bei uns statt. Das Bootshaus war der neue Mittelpunkt im Clubleben, sportlich und gesellschaftlich. Das Feiern nahm kein Ende. Nach der Silvesterparty gab es zwei Karnevalsbälle, einen Maiball, ein Sommerfest, ein Stiftungsfest, zwei Nikolausfeiern. Außerdem fanden freitags Vorstandssitzungen, samstags Clubabende und vierzehntägig Schachabende sowie last but not least jeden Monat einen Film- oder Diaabend statt. Nicht zu vergessen die monatliche Versammlung. Sport getrieben wurde auch, zweimal in der Woche Tischtennis, dreimal Rennsporttraining, dann Wasserwandern, Wildwasserfahrten, schließlich Skisport, Spaziergänge, Osterabfahrt, Pfingstzeltlager (in Namedy) und die Sonnwendfeier auf „634“.
In diesem Jahr wurden noch die Duschräume errichtet und der Fahnenmast sowie die ersten Spinde angeschafft. Außerdem wurde ein Gedenkstein für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges, der gerade mal ein Jahrzehnt vorüber war, aufgestellt. Da die Zeiten besser wurden, konnten ein neuer Vierer, ein Zweier und drei Einer gekauft werden. Seit Anfang des Jahres 1956 trainierten vier Frauen im neuen Vierer (die bisher nur Einer oder Zweier gefahren hatten). Im Herbst wurde dieses Quartett – bisweilen im Tonfall der spießigen 50er Jahre als „Atomvierer“ tituliert – dann in Wiesbaden Deutscher Meister. Er war besetzt mit Gerlinde Fritzen, Käte Füssenich, Gretel Heitmann und Susi Homisse.
Im Winter war das Bootshaus, das natürlich mit Kohleöfen beheizt wurde, viel zu kalt. Man kaufte deshalb noch zehn elektrische Heizkörper und zwei Ölöfen. Für das Bootshausmeister-Ehepaar Kohn wurde 1957 ein zusätzliches Zimmer mit Bad gebaut. Zu dem in diesem Jahr stattfindenden 25. Stiftungsfest musste mit Fantasie mehr Platz geschaffen werden. Je zwei Tische wurden durch ein Zwischenteil zu drei zusammenhängenden Tischen erweitert. Außerdem wurden die Eckbänke angefertigt. Zugunsten einer schiebbaren Holzrahmenkonstruktion mit Glasscheiben wurde der grüne Nachkriegsvorhang aus Acella-Kunstfaser abgenommen (aber als „Raumteiler“ noch weiterhin verwendet). Für den Clubraum wurden geflochtene Sessel im niedrigen Stil der Zeit angeschafft. Von einigen Saaltischen mussten daraufhin die Beine gekürzt werden, damit sie in der Sitzhöhe passten. Später wurde auch eine todschicke Bartheke mit sechs Barhockern und eine moderne Pendeltür eingebaut. Für das Stiftungsfest reichte ein Tag nicht aus: Am Sonntag, dem 29. September fand der gesellige, eine Woche später der offizielle Teil statt. Sieben Gründungsmitglieder wurden geehrt: Ernst Bayley, Peter Feldmann, Peter Göppel, Josef Henk, Hans Herschung, Thea Holstein und Josef Scheben.
1958 erlebte die blühende Republik ihre erste Jugendkrise. Begeisterte „Halbstarke“ in Pettycoat und Nietenhosen frönten dem aus Amerika eingeführten Rock’n’Roll. Im Clubhaus durfte der „Zehner-Plattenspieler“ jetzt nur noch an Samstagen benutzt werden. Seit April plante man eine Motorboot-Halle, da bereits acht Motorboote in der Bootshalle viel Platz wegnahmen. Neue Motorboote konnten nicht mehr aufgenommen werden. Die Motorisierung war nicht aufzuhalten. Unser Parkplatz wurde zu klein. Ein Nachbargrundstück sollte deshalb gepachtet werden.
Die Rennsportabteilung trainierte jetzt täglich. Auf dem diesjährigen Stiftungsfest wurde das Theaterstück „Die Taube in der Hand“ von Curt Goetz aufgeführt. Die Darsteller waren Hilde Beyer, Maria Rickert, Hubert Schäfer und Erich Olczyk.
Neuer Rekord 1959: An der Bar wurden zu Karneval 101 Flaschen Sekt ausgeschenkt. Von März bis April wurde der Weg zwischen oberem und unterem Leinpfad betoniert. Die großen Hallentore, das Gebäude sowie die Tische und Stühle auf der Terrasse wurden fertig gestrichen. Der in diesem Jahr extrem niedrige Wasserstand ermöglichte eine Verlängerung des Fundamentes für den Pritschensteg. Der erste Elternabend der Rennsportabteilung war ein Erfolg. Hier wurde auch wieder ein Theaterstück aufgeführt. Im Sommer wurde ein Hanomag-Diesellastwagen für
2.300 DM gekauft, der den Bootstransport enorm erleichterte. Aus 66 Meter Rohr wurde ein Gestell angefertigt und auf der Ladefläche fest montiert. Nun mussten Renn- und Wanderfahrer nicht mehr mit gemieteten Wagen zu den Einsatzorten fahren. Es wurde noch besser: Ein neuer Vierer, zwei Zweier und ein Einer trafen ein. Roswitha Esser wurde Mitglied der Rennmannschaft, die insgesamt 13 Siege und 18 zweite Plätze errang. Die für die Aufnahme der blauen Siegerfähnchen vorgesehene Leine am Fahnenmast wurde bald zu kurz!
Vier: Sportliche Glanzlichter der Sechzigerjahre
Das „Wirtschaftswunder“ zog nun auch in die normalen Haushalte ein. Die Urlaubsreise und die eigenen „vier Räder“ waren erstmals erschwinglich. Dass der Rhein, als Abfluss für Abfälle und Chemikalien missbraucht, bald zum „toten“ Fluss wurde, in dem man tunlichst nicht mehr baden sollte, war eine Kehrseite des neuen Wohlstands. 1960 war sich der Vorstand nach dem Karneval einig, dass das uns seit Jahren regelmäßig besuchende Prinzenpaar nicht wieder eingeladen werden sollte. Die Kosten von 60 Mark seien zu hoch. Und zu allem Überfluss habe während ihres halbstündigen Besuches „der Verzehr total ausgesetzt“. Dann verschwand unsere Vereinsfahne vom Mast und tauchte nie mehr auf. Aber es gab auch sehr Positives zu berichten: Roswitha Esser gewann in diesem Jahr fast alle besuchten Regatten. Das Erfolgsgeheimnis: Die so sagenhaft Erfolgreiche trainierte im männlichen Vierer.
Jemand, der ungenannt bleiben möchte, stiftete uns im April 1961 eine Rotationsmaschine zur Vervielfältigung von Informationsblättern und anderen Schriften. Außerdem konnte ein Safe für wichtige Unterlagen beschafft werden. Unsere Wasserleitung, vom Zähler Rolandstraße bis zum Bootshaus unterirdisch, hatte Rostlöcher. Mitglieder mussten den Zähler regelmäßig an jedem zweiten Tag ablesen, um ein neues Leck feststellen zu können. Schließlich konnte kurzfristig in Eigenregie eine neue Leitung aus Kunststoff verlegt werden. An Anschaffungen sind zu erwähnen: neue Wandlampen, bunte Tischdecken, zwei Infrarot-Strahler für die Toiletten, zwei Lufterhitzer und 30 neue Spiele.
1962 gab es wieder Erfolge zu vermelden: Bei den Landesmeisterschaften in Essen wurden Heinz Tscherney und Josef Convent auf der 10.000-Meter-Langstrecke Landesmeister. Seitdem der LKW zur Verfügung stand, nahmen die Abteilungen „Wasserwandern“ und „Wildwasser“ einen deutlichen Aufschwung. An allen regattafreien Sonntagen ging man auf nahen und entfernten Flüssen auf Entdeckungsfahrt.
Clubraum und Saal wurden renoviert. Im Oktober eine Hiobsbotschaft: Das Dach, seit Monaten undicht, musste neu gedeckt werden, und dabei stürzte der Dachdecker in den Saal und verletzte sich erheblich.
1963 war das Jahr, in dem Roswitha Esser Deutsche Meisterin wurde. Die Rennabteilung belegte auf elf Regatten zwölf erste, 18 zweite und zehn dritte Plätze. Weltraumraketen schossen in den Himmel. Man tanzte Twist. Die Beatles feierten ihre ersten Welterfolge, und die Folgen auf den Gebieten des Musik-, Frisuren- und Bekleidungsgeschmacks waren auch in Bad Godesberg zu spüren. Auf der Vorstandssitzung vom 3. Januar 1963 entbrannte ein Disput, der den Vorstand nahezu eine Stunde lang beschäftigte: Ein Gast war zur Silvesterfeier im Pullover erschienen. Man fasste schließlich den Beschluss, dass die Teilnahme an Festen in solch salopper Kleidung in Zukunft nicht geduldet wird. Was sich nicht als sonderlich weitsichtig herausstellte, zumal es auch Aktivitäten gab, die in andere Richtung deuteten. Im Januar begann jeweils sonntags um 20 Uhr ein Tanzkurs mit Grete Weiz, „damit die Kriegsgeneration die heutigen Tänze lernt“. Die rege jugendliche Theatergruppe der Rennabteilung führte aufgrund ihrer Vorjahres-Erfolge auf dem DKV-Verbandsnachmittag in Sterkrade ihr Stück „Die Herkulespillen“ auf.
1964 setzte Roswitha Esser, dieses Jahr im Kanu-Club Holzheim trainierend, ihren Siegeszug fort. Die Spitzenathletin errang mit Annemarie Zimmermann bei den Olympischen Spielen in Tokio die Goldmedaille im Kajak-Zweier. Zu Ehren von Roswitha und Annemarie veranstalteten wir am 8. November mit dem PKF Plittersdorf einen Wagenkorso durch die Stadt. Am Tag darauf folgte ein Ehrenempfang in der Redoute seitens der Stadt Bad Godesberg.
Schließlich konnte ein gebrauchter VW Bus erstanden werden. Zwei Bootstransport-Anhänger wurden dafür gebaut. (Der LKW wurde später für 50 Mark verkauft.) Leider schlief das Kanu-Magazin „Ahoi“, das uns durch viele Jahre mit Clubnachrichten versorgt hatte, sang- und klanglos ein. Ein 12 Meter breiter ca.1000 Quadratmeter großer Grundstücksstreifen südlich des Bootshauses konnte erworben werden. 17 Mitglieder gaben dazu ein Darlehn. Durch den Grundstückskauf konnten seit 1965 Wohnwagen ganzjährig abgestellt werden. Der Einbau einer effektiven Ölheizung wurde allgemein begrüßt.
1966 erzielte Horst Lodomez bei der Regatta im niederländischen Zaandam den 150. Sieg, seit Gerlinde Fritzen’s ersten GKC-Sieg zwölf Jahre zuvor. Bis Saisonende sollten noch weitere sieben Siege folgen. Alfred Salomon erhielt das goldene Wanderfahrerabzeichen. Kurz vor der Fahrt nach Luxemburg wurde der Transport-Anhänger fertig gestellt. Bei den Wanderfahrten bildete sich eine Jugendgruppe. Der Thekenraum wurde neu gestaltet. Die Wanderfahrer veranstalteten ihr erstes „Schlachtfest“. Sie meldeten stolz 23.269 gefahrene Kilometer. Das entspricht in etwa der Hälfte des Erdumfangs. Im November 1966 fand dann der erste „Beatabend“ statt, der außerordentlich gut besucht war. Es war jetzt Mode, auf dem Fußboden zu sitzen. 1967 galt der GKC als „der größte Kanu-Club im Raum Köln-Bonn-Aachen“, was der Bonner Rundschau eine Meldung wert war. Der Maiball fiel wegen Staatstrauer aus. Alt-Bundeskanzler Adenauer war gestorben. In Bonn regierte die erste „Große Koalition“ mit Kanzler Kurt Georg Kiesinger und Außenminister Willy Brandt.
„Fast wie die alten Ägypter bewegen die GKCler ihre neue 5-Tonnen-Pritsche mit Rollen und Hebeln“, schrieb der General-Anzeiger am 5. Juni 1968. Aber ganz so war es nicht. Gute Verbindungen zahlten sich aus. Das THW Beuel half uns mit seinem Rüstzeug im Rahmen einer „Übung“. Erstmals wurden bei dieser Pritsche neuartige „Pipeline-Rohre“ zu Pontons verschweißt. Da wiederum einmal alles in Eigenleistung erstellt wurde, sparte der Club einige tausend Mark, schrieb der Journalist. Auch in der sportlichen Erfolgsgeschichte wurden neue Kapitel geschrieben. Bei der Zaandam- Regatta errangen unsere Kanuten gegen starke Konkurrenz aus Belgien, England, der Tschechoslowakei, Ungarn und zahlreichen Holländern fünf Siege, drei zweite und zwei dritte Plätze. Unangefochten setzten sich im souveränen Start-Ziel-Sieg die überragenden Heinz Tscherney und Wolfgang Göppel auf der 10.000-Meter-Langstrecke durch. Beide gewannen außerdem auch die 1.000- und 500-Meter-Rennen. Und dann ist in diesem so berühmt gewordenen Jahr noch zu berichten, dass Roswitha Esser in Mexico-City abermals Olympiasiegerin wurde: ihre zweite Goldmedaille also, mit der sie sich unter die erfolgreichsten deutschen Sportler einreihte.
Ein turbulentes Jahrzehnt ging zu Ende, das durch Jugendprotest, die neue Popmusik und eine weltweite Bewegung gegen den Vietnamkrieg geprägt war. Als Kennzeichen ihrer Opposition trugen junge Leute legere „Hippie“- Kleidung und lange Haare. Als erster Sozialdemokrat wurde Willy Brandt Bundeskanzler. Die spektakulärste Anschaffung des GKC war 1969 der „Siebener-Kanadier“. Er erhielt den Namen „Schinderhannes“. Nach der Taufe bestand er seine Bewährungsprobe auf der Strecke von Kripp zurück nach Hause. Er wurde gleich zweimal durch das Unkeler Loch gejagt und meisterte den schweren Wellengang spielend. Bei der Taufe am 20. April konnten auch die ersten drei modernen „Plastik-Einer“ und ein neuer Vierer gleich mitgetauft werden. Als Trotzreaktion auf die Eingemeindung von Bad Godesberg in die Bundeshauptstadt Bonn, die dadurch ein bisschen weniger „provisorisch“ wurde, hieß der Vierer „Stadt Bad Godesberg“. Stolz meldete die Rennabteilung, dass sie in diesem Boot gleich drei vollständige, eingespielte Mannschaften einsetzen konnte.
Fünf: Aufschwung trotz Ölschock in den Siebziegerjahren
Die frühen 70er Jahre standen im Zeichen der „Ostpolitik“. Der neue Außenminister Friedrich Genscher handelte Verträge mit den wichtigsten „Ostblock“- Ländern aus, die ein bisschen mehr europäische Normalität brachten. Trotz der „Eingemeindung“ nach Bonn war die Diplomatenstadt Godesberg immer noch ein separates kommunales Gebilde und durch weitläufige Auen und Obstbaumflächen von der eigentlichen Hauptstadt getrennt. Auch der Leinpfad war noch weitgehend unbefestigt. Bei der Schlussabrechnung der Wasserwanderer wurden 1970 exakte 22.115 Gesamtkilometer registriert. Die Fahrer mit den fünf weitesten Strecken waren sämtlich Beamte: Alfred Salomon (1.923 Kilometer), Fritz Mundt (951), Rudi Meissner (734), Willi Grünenberg (711) und Peter Lüdecke (650). Zum 38. Stiftungsfest führten Gabi Schukay, Heinz Tscherney, Konrad Lorenz und Wolfgang Göppel die Komödie „Hund im Hirn“ von Curt Götz auf.
1971 fand der erste Eskimotierlehrgang im Rüngsdorfer Freibad statt. Das Bootshaus wurde von außen renoviert, die nassen Fundamente isoliert. Der Saal erhielt eine aus zwei Ventilatoren bestehende „Klimaanlage“. Neun Mitglieder bekamen Ehrenurkunden für 25-jährige Mitgliedschaft. Die Folklore-Sänger unter Leitung und Mitwirkung von Dieter Backhausen sowie Doris und Helmut Eberwein und Hans Leifeld sangen gekonnt ihre Spirituals sowie spanische und deutsche Lieder.
1972 zeigten die Olympischen Spiele in München der Welt ein anderes, entspanntes Deutschland. Auch beim GKC gab es Grund zum Feiern: Zum 40. Stiftungsfest wurde der Thekenraum neu gestaltet. Die Frauen nähten Gardinen. Für ihre 40-jährige Mitgliedschaft wurden geehrt: Maria Lindner, Gertrud Göppel, Peter Göppel, Rudolf Bach, Peter Feldmann, Franz Hölzle, Josef Henk, Hans Prinz, Hans Herschung und Karl Heinz Scheben. Alfred Salomon erhielt das fünffache Wanderfahrer-Abzeichen in Gold. Die Jugendwandergruppe zählte 25 Aktive. Neun davon erhielten das bronzene Wanderfahrerabzeichen.
1973 ist die Zahl der Mitglieder auf 295 Mitglieder gestiegen. Vereinsrekord! Durch die Anschaffung einer Stereo-Anlage bestand nun die Möglichkeit, den Saal in eine „Diskothek“ zu verwandeln. Ab sofort konnten die Gagen für die Kapellen eingespart werden. Inzwischen war bei den Slalomfahrern eine stattliche Jugendabteilung herangewachsen. Martina Lüdecke wurde deutsche Vizemeisterin und war im Förderkreis der Nationalmannschaft. Die Slalomgruppe errang auf insgesamt 14 Regatten zehn Siege sowie sechs zweite und zwölf dritte Plätze. Dagegen wurde der Rennbetrieb nach den großen Ferien eingestellt, da die Belastungen durch die Rennabteilung als zu hoch angesehen wurden. Am 18. August 1973 fand der letzte Regattabesuch in Nassau statt. Zwei Vierer, ein Zweier und zwei Einer sowie der Bootsanhänger wurden danach verkauft. Heinz Tscherney, der für den GKC nicht weniger als 101 Siege errungen und in den letzten Jahren auch das Training geleitet hatte, erhielt eine Ehrenurkunde und den letzten Renneiner.
1974 wurde Deutschland zum zweiten Mal Fußballweltmeister. Aber die Ölkrise dämpfte die Stimmung. Der sparsame VW Golf kam auf den Markt. Der GKC knüpfte an glorreiche Zeiten an. Martina Lüdecke belegte den ersten Platz bei den Landesmeisterschaften und den vierten bei den Deutschen Meisterschaften. Wie Andreas Lüdecke, Jörg Wittbrodt und Ralf Neukamp erhielt auch sie das silberne Wanderfahrerabzeichen. 1. Vorsitzender war nun Wolfram Buchwald, und zwar nicht nur beim GKC, sondern auch im Kanu-Kreis Bonn des Bezirk IV Köln-Bonn-Aachen im Deutschen Kanu-Verband. Die Stadt plante einen Verbindungsweg von der Rolandstraße bis zum Rheinufer über unser Grundstück. Wir legten erfolgreich Einspruch ein.
Auf Anfrage der Stadt Bonn schulten Paul Biener und Peter Lüdecke 1975 anlässlich der „Bonner Woche“ fast 50 Schüler und Schülerinnen in Theorie und Praxis des Kanu Fahrens. Martina und Andreas Lüdecke wurden im CII-Mixed Deutsche Jugendmeister. Martina wurde dann noch im Einer-Kajak Vizemeisterin und war damit im C-Kader der Nationalmannschaft. Ralf Neukamp erkämpfte sich zum zweiten Mal das Silberne Wanderfahrerabzeichen. Zum Jahresende mehrten sich die Hiobsbotschaften: Ein Wasserrohrbruch im Zählerschacht Rolandstraße. Kosten nach zähen Verhandlungen: 2.200 Mark. Der Dachstuhl ist von Holzwurm befallen. Kostenpunkt: 2.600 Mark. Und dann wurde auch noch im Bootshaus eingebrochen. Es stand leer, da das Ehepaar Müller ausgezogen war. Fenster, Türen und sogar der Bus wurden stark beschädigt. Die Täter wurden nie dingfest gemacht. Nach fünf Monaten ohne Hauswart zog am 1. Februar 1976 Frau Breitbach in die Wohnung ein. Clubraum, Saal und Thekenraum wurden gründlich renoviert, umfangreiche Elektroarbeiten durchgeführt. Unsere Jugendabteilung hatte nun 92 Mitglieder, davon 34 weiblich.
1977 hatten wir 253 Mitglieder. Martina Lüdecke wird wieder Westdeutsche Jugendmeisterin. Mit der Nationalmannschaft belegte sie in Augsburg gegen 13 andere Nationen Platz eins. Alfred Salomon errang zum zehnten Mal, Ralf Neukamp errang zum zweiten Mal das Goldene Wanderfahrerabzeichen. Auf dem Rhein direkt vor unserem Bootshaus konnte eine eigene Slalomstrecke mit 6 Toren eingerichtet werden.
1978 wurde Martina Lüdecke zum dritten Mal hintereinander Westdeutsche Jugendmeisterin. Leider zogen in diesem Jahr für den GKC schwarze Wolken auf. Ständig steigende Kosten, besonders beim Heizöl, führten zu chronischer Finanzschwäche. Zur besseren Beleuchtung für Hof und Treppe wurden drei Außenlampen installiert. Zu mehr Investitionen hat es in diesem Jahr nicht gereicht. Besonderes Lob verdiente sich in diesem Jahr die Clubwirtin Frau Breitbach, durch deren Aktivitäten der Saal häufiger vermietet werden konnte.
Nicht nur die Weltwirtschaft steckte 1979 in der Krise. Auch beim GKC herrschte eine permanent angespannte Kassenlage. Die Jahreshauptversammlung am 10. März wurde nur von 51 Mitgliedern besucht, davon lediglich vier „Alte“, wie man die Erbauer des Clubhauses nannte. Auf der Mitgliederversammlung im Oktober gab es eine große Spendenaktion, um neues Heizöl kaufen zu können. Eine Tankfüllung für etwa drei Monate kostete 2.600 Mark! Trotz der Ankündigung „Krisensitzung“ kamen nur 41 Mitglieder. Aber zwischendurch gab es auch gute Nachrichten. Am 10. Juni fand der „Tag des Kanusports“ statt, und zwar auf einem See der Bundesgartenschau im dafür angelegten Rheinaue-Park, Bonns neuer, neben dem Regierungsviertel gelegenen grünen Lunge. Der GKC zeigte viele Aktivitäten unserer Bootsabteilungen. Auch sportlich gab es gute Ergebnisse: Martina Lüdecke konnte sich in diesem Jahr in der Rangliste vom achten auf den fünften Platz verbessern. Sie verfehlte die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Kanada nur um wenige Sekunden. Jörg Eberwein wurde westdeutscher Jugendmeister im CI. Im August feierten wir das 25-jährige Bestehen unseres Bootshauses mit einem wirklich gelungenen Tag der offenen Tür – Erbsensuppe, Bier und Cola inklusive. Viele ehemalige Mitglieder schauten noch einmal vorbei.
Sechs: Geschäftige Achtzigerjahre
In der ersten Hälfte der 80er Jahre, der Ölpreisschock wirkte noch nach, ließ die Angst vor einem Atomkrieg die „Friedensbewegung“ wachsen. In der Hauptstadt fanden Demonstrationen mit hunderttausenden von Teilnehmern statt. „Umweltzerstörung“ wurde zum Schlagwort. Die Bonner bekamen das auch direkt zu spüren, nicht zuletzt durch die rapide Zunahme von Hochwasser, verursacht durch ungebremste Versiegelung von langen Rheinuferstrecken vom Bodensee an. Der sukzessive Ausbau der „Rheinuferpromenade“ von Mondorf bis Mehlem bescherte der Stadt einen beneidenswerten Zugang zum Strom. Für den GKC war 1980 ein sportlich gutes Jahr. Martina Lüdecke verteidigte ihren fünften Platz in der Rangliste der Nationalmannschaft wiederum erfolgreich. Martina Rübhausen errang bei den Westdeutschen Meisterschaften den zweiten Platz und wurde bei den Deutschen Jugendmeisterschaften Vierte. Sie wurde auf der Olympia-Strecke in Augsburg Erste und stand damit in der Jugend-Rangliste auf Platz drei. Unter den Wanderfahrern wurden Werner Poluda (erstes goldene Abzeichen) sowie Elke und Kai Buchwald (beide erstes goldenes Jugendabzeichen) ausgezeichnet. Werner Eberwein organisierte wieder eine Autorallye, die bis ins Ahrtal führte.
Das Jahr 1981 begann nicht sehr erfolgversprechend. Zur Jahreshauptversammlung Anfang Februar kamen gerade einmal 51 Mitglieder. Dann musste auch noch ein neuer Heizkessel für über 4000 Mark installiert werden. Sportlich gab es dafür einen großen Erfolg zu feiern: Corinna Bardusch und Andreas Bergrath werden im Zweier-Canadier deutsche Vizemeister. Und auch das Frühlingsfest, das nun „Bordfest“ hieß, und eine Autorallye mit „Suchlauf“ durch den Kurpark und Siegerehrung im Bootshaus hoben die Stimmung.
Weitere sportliche Erfolge gelangen auch 1982 im Slalomsport. Bei der Westdeutschen Meisterschaft siegte Martina Rübhausen bei den Junioren im Einer-Kajak. Bei der Deutschen Meisterschaft belegten Ute Loose, Martina Lüdecke und Martina Rübhausen als Damen-Mannschaft im Einer-Kajak den dritten Platz. Heinz Tscherney setzte sich in diesem Jahr erneut erfolgreich ins Boot – diesmal hieß sein Partner Wolfram Schmidt. Im Juli feierten wir unser „Fünfzigstes“. Das Bootshaus war festlich geschmückt. An dem Festakt nahmen Vertreter der Stadt Bonn, Gäste der politischen Parteien und Abordnungen befreundeter Sportvereine teil. Die Vereinsgeschichte war informativ in einer kleinen Fotoausstellung dargestellt. Eine Festschrift erschien. Zur Erinnerung war eine Medaille in Bronze und Silber geprägt worden. Die Goldausführung wurde gleichzeitig als Ehrenzeichen für 50jährige Mitgliedschaft im GKC verliehen.
1983 meldete der Slalomsport wieder sportliche Erfolge. Die Einer-Kanadier-Mannschaft mit den Junioren Andreas Bergrath, Kai Buchwald und Jörg Eberwein belegte bei der Westdeutschen Meisterschaft Platz drei und bei der Deutschen Meisterschaft Platz zwei. Ansonsten war das Jahr ausgefüllt mit Bauarbeiten am Bootshaus. Von Frühling bis Herbst arbeiteten viele Mitglieder am Umbau. Der Altbestand wurde entkernt, neue Sanitär- und Heizungsleitungen verlegt, Wände neu gesetzt und die Toiletten gefliest. Ein Krafttrainingraum entstand. 1984 wurden die begonnenen Bauarbeiten mit dem Ausbau der Küche fortgesetzt. Im Außenbereich wurde von „frankophilen“ Mitgliedern des GKC eine Boulebahn angelegt. Ein harter Schlag folgte im Dezember. Ein Leck wurde in der Wasserleitung zum Bootshaus gefunden. Wasser für mehr als 1.300 DM war im Erdreich versickert.
Mit neuen Sorgen begann das Jahr 1985. Im März musste der Clubbus wegen Altersschwäche abgemeldet werden. Für ein neues Fahrzeug wurde ein Sparkonto eingerichtet. Im November konnte ein fast neuer Clubbus, Modell Ford-Transit, für 15.000 DM gekauft werden. Zur restlichen Finanzierung gewährte Karl Heitmann dankenswerter Weise dem GKC ein Darlehen. Als Ersatz für das bisher jährlich gefeierte Stiftungsfest wurde Mitte August ein Tag der Offenen Tür mit einem Sommerfest veranstaltet. Begünstigt durch schönes Wetter waren die Veranstaltungen so gut gelungen, dass sie in das jährliche Programm des GKC aufgenommen wurden.
Die Stadt Bonn veranstaltete ab 1986 wieder am ersten Maiwochenende „Rhein in Flammen“. Der GKC nutzte dieses Spektakel zu einem gleichzeitigen Fest, zu dem befreundete Kanuvereine eingeladen wurden. Im November kam es zu einer Umweltkatastrophe: In der Schweiz wurden durch Löschwasser beim Brand in einem Chemiewerk 30 Tonnen Gift in den Rhein gespült. Vorsorglich wurde die traditionelle „Laternchenfahrt“ abgesagt. Die Sportler trugen als Protest gegen die Umweltverschmutzung die mit Laternen geschmückten Boote am Rheinufer bis nach Mehlem und zurück. Die örtliche Presse berichtete mit Bildern über diese „Demo“.
Für die Wanderfahrtkanuten und die Ausgleichssportler wurden 1987 vier Boote und eine Tischtennisplatte angeschafft. Der Bootshaussaal bekam eine professionelle Lautsprecheranlage. Im Laufe des Jahres 1988 wurden die Darlehen aus den Bauzeiten des Bootshauses abschließend getilgt. Damit ergab sich endlich die Gelegenheit, notwendige Reparaturarbeiten am Bootshaus in Angriff zu nehmen. In diesem Jahr beendete Heinz Tscherney zum zweiten Mal seine Sportkarriere. Nach erneuten 114 Siegen in nur 6 Jahren sagte er dem Wettkampfsport adé und hinterließ dem GKC insgesamt 215 Siege!
1989 war mit Bauarbeiten ausgefüllt. Im Clubraum wurden neue Fenster eingebaut. Bei diesen Arbeiten wurde das schon reichlich marode Parkett so belastet, dass auch ein neuer Boden verlegt werden musste. In einem Aufwasch wurde auch das Parkett im Thekenvorraum ersetzt, die Wände neu tapeziert und gleich auch noch die Wandtäfelung erneuert. Damit nicht genug. Der Kamin der Heizungsanlage bekam ein Edelstahlrohr, und im Herbst wurde das Dach über dem Wohntrakt abgedeckt, die Holzkonstruktion erneuert sowie das Dach abgedichtet. Kostenpunkt: alles in allem rund 23.000 DM. Auch Deutschland war im Umbau begriffen: Der für die meisten völlig überraschende Fall der Berliner Mauer und die nun greifbare Wiedervereinigung versetzte das Land in eine Euphorie ohne Gleichen.
Sieben: Umbau in den Neunzigerjahren
Für Bonn brachte das Jahrzehnt durch den Verlust der Hauptstadtfunktion und den damit verbundenen Umzug des Parlaments und der Regierung geradezu dramatische Veränderungen, die jedoch weit positiver ausfielen als befürchtet. Die neuen Museen machten die Stadt zu einem Magneten für Kunst- und Kulturfreunde. Der GKC kaufte 1990 für die Jugend und den Wandersport einen 10er-Canadier, der den Namen „Ålg“ bekam. „Elch“ auf schwedisch, weil er dort seinen ersten Einsatz hatte, denn zu dieser Zeit bestand ein reger „schwedisch-deutscher Urlaubstourismus“ sogar mit Treffen an der Ardeche.
1991 waren neue Dacharbeiten notwendig, deren Kosten von 35.000 DM alles Bisherige überstiegen. In einer Mischkalkulation aus Reserven, Eigenleistungen, Darlehen, städtischem Zuschuss und Spenden konnten die Gelder aber aufgebracht werden. Sogar ein neuer Außenanstrich des gesamten Bootshauses war noch drin. In seinem Jahresbericht meldete der Sportwart von 74 Kanuten exakt 12.292 gepaddelte Kilometer.
1992 wurde der Bootsbestand im März um zwei neue Wanderboote aufgestockt. Für die Sicherheit der Sportler auf dem Wasser wurde außerdem ein Bergesystem angeschafft.
Klaus-Dieter Vollmar gelang 1993 ein grandioser Slalomerfolg. Bei der Deutschen Meisterschaft siegte er in seiner Altersklasse im Einer-Kajak. Im Karneval beteiligte sich der GKC als „Godesberger Kanuval-Club“ mit Mottowagen und Fußgruppe an den Zügen in Rüngsdorf und in Bad Godesberg. Ab Sommer übernahmen die Sportwarte des GKC die Organisation der Kanulehrgänge, die von „ako-Pro“ und der Volkshochschule angebotenen wurden. Im Oktober sind die alten Zug-Schiebe-Fenster des großen Bootshaussaales an der Südwand und die zum Balkon hin durch neue Dreh-Kipp-Fenster ersetzt worden. Nachdem als Folge davon das Parkett eine neue Versiegelung erhielt, wurden schließlich auch noch Gardinen genäht. Der Rhein beendete das Jahr mit einem kräftigen Hochwasser. Der Pegel stieg einen Tag vor Heiligabend auf über zehn Meter. In der Bootshalle stand das Wasser fast einen Meter hoch.
Als Folge des Hochwassers begann das Jahr 1994 mit einem umfangreichen Reinigungsdienst im Bootshaus und auf dem gesamten Gelände. Größere Schäden waren aber nicht entstanden. Im Februar wählte die Mitgliederversammlung Willi Grünenberg zum 1. Vorsitzenden. Wolfram Buchwald gab nach 20 Jahren, wie die örtliche Presse berichtete, „das Steuer aus der Hand“. Die Clubzeitschrift „AHOI“ wird wieder in Leben gerufen und erschien wieder alle zwei Monate. Der Rheinpegel in Bonn erreichte am 30. Januar 1995 den Stand von zehn Meter. Wieder stand das Bootshaus einen Meter im Schmutzwasser. Wieder war ein Großreinemachen angesagt. Die Jahreshauptversammlung musste verschoben werden. Im März wählte die Mitgliederversammlung zwei Urgesteine des Vereins zu Ehrenmitgliedern: Peter Göppel, Gründungsmitglied, Miterbauer des Bootshauses und langjähriger aktiver Sportler (die Urkunde und die Ehrennadel hatte er bereits zum runden 80. Geburtstag am 23. Juni 1994 erhalten) sowie Wolfram Buchwald, der 20 Jahre 1. Vorsitzender, zehn Jahre Kassenwart und dazu mehrere Jahre Jugendwart, Slalomwart und Herausgeber der Clubzeitschrift „Ahoi“ war. Im folgenden Jahr wurde auch Karl Heitmann, Miterbauer des Bootshauses, langjähriges Vorstandsmitglied als Jugendwart, Rennsportwart, Geschäftsführer und Mitglied im Ältestenrat, dieselbe Anerkennung zuteil. Ab August begannen am Bootshaus wieder umfangreiche und nicht ganz günstigen Bauarbeiten.
Zu Beginn des Jahres 1996 hatte der GKC 200 Mitglieder. Die Satzung wurde überarbeitet und den Erfordernissen des Allgemeinen Vereinsrechts angepasst. Die Wanderfahrer des GKC wiesen über 15.600 gepaddelte Kilometer in den Fahrtenbüchern nach. Die Bauarbeiten im Bootshauserdgeschoß ruhten im Jahr 1997. Es fehlten die notwendigen Geldmittel und die allgemeine Bereitschaft zur Mitarbeit. Zum Jahresende wurde eine neue Musikanlage beschafft. Am 20. März 1998 wählte die Mitgliederversammlung Helge Tepp zum 1. Vorsitzenden. Im März musste die Pappel vor dem Bootshaus, auf alten Bildern und Zeichnungen wie ein Wahrzeichen des GKC dargestellt, gefällt werden. Der Baum war durch seine Größe eine Gefahr für das Bootshaus geworden. Das Wurzelwerk hatte den Abwasserkanal beschädigt und den Straßenbelag angehoben. Ab April war der GKC im Internet zu finden. Die Homepage wurde von Kanada aus von unserem Mitglied Pia Eibich eingerichtet und gepflegt. Zum Jahresende wurde ein neuer Anhänger zum Transport von Sportbooten, der so genannte „kleine Hänger“, geliefert.
Den Plänen zum Umbau des Sanitärtraktes im Erdgeschoss und der Finanzierung dieser Umbaukosten von geplanten rund 100.000 DM stimmte die Mitgliederversammlung im Januar 1999 zu. Im Hantelraum und in den Umkleideräumen im Erdgeschoß des Bootshauses wurde der marode Wandputz abgeschlagen und die wasserdurchlässige Bodenplatte aufgenommen. Die nicht tragenden Wände wurden herausgebrochen, Trennwände für den Hantelraum, die Umkleideräume und den Vorraum gesetzt. Neue Kunststofffenster wurden eingesetzt. Die Elektroleitungen und die Elektroanschlüsse wurden neu verlegt, Estrich gegossen, die Wände verputzt und gefliest und der Boden verfliest. Ein Jahrtausend ging zu Ende. Aber weder apokalyptische Gefühle noch große Visionen wollten aufkommen.
Siebeneinhalb: Start ins neue Millenium
Bonn hatte den Regierungsumzug und den darauf folgenden „Strukturwandel“ erfolgreich absolviert, galt nun geradezu als “Boomtown“. Zum unübersehbaren Symbol wurde der Glasturm des „Posttowers“ mit 163 Meter Höhe Westdeutschlands höchstes Gebäude und eine neue Dominante der Stadt. Das Jahr 2000 forderte beim GKC gleich zu Beginn weiteren Arbeitseinsatz, um die Renovierung abzuschließen. Nun erfüllte der Verein alle Voraussetzungen für eine DKV-Wanderstation. Heinz Tscherney schenkte der Jugendabteilung einen jugendgerechten Kajak. Er hatte anlässlich seines 60. Geburtstages um Geldspenden gebeten. Später wurde das Boot auf den Namen „Schneeflöckchen“ getauft, in Erinnerung daran, dass Tscherney Akteur des „Schneeflöckchenballett“ ist. Das Boot durfte auch gleich mit nach Frankreich, denn die Traditionsfahrt an die Ardeche stand an. Und in diesem Jahr gab es ein Novum: der GKC fuhr mit zwei Gruppen auf zwei Campingplätze. Aus Kostengründen entschied sich die Jugendabteilung für einen Platz in Ruoms. Der Erfolg der Tour sorgte in den Folgejahren dafür, dass die Ardeche wieder mehr GKCler sieht. Als Ersatz für die zwei Jahre zuvor gefällte Pappel wurde im März eine Felsenbirne gepflanzt. Den sportlichen Erfolg von 19.235 gepaddelten Kilometern meldeten im Fahrtenbuch 70 Wanderfahrer.
Eine schöpferische Pause war das Jahr 2001. Als Folge der in vergangenen zwei Jahren geleisteten Umbauarbeiten wurde dieses Erholungsjahr auch durch eine leere Kasse erzwungen. Außerdem freuten sich alle Aktiven mal wieder aufs Paddeln und gesellige Abende im und am schönen Bootshaus. Donnerstags war noch immer Clubabend, aber das war schon lange nicht mehr der einzige Treffpunkt. Sonntags wurde – wann immer möglich – gemeinsam eine Wanderfahrt unternommen oder im Winter im Schwimmbad Technik – vor allem die Eskimorolle – geübt. Montags und donnerstags schwitzten die Jugendlichen und einige Hochmotivierte im Hantelraum sowie im Winter mittwochs noch in der Halle der Donatusschule. Neue Mitglieder wurden durch mittlerweile jährlich stattfindende Schnupperkurse angeworben. Monika König und Ralf Kraemer engagierten sich tage- und wochenlang im Sommer, um unsere Sportart Interessierten vorzustellen und ihnen einen Einblick in die Welt vom Boot aus zu geben.
Neues ereignete sich dann sogleich am Neujahrstag 2002. Zwölf Staaten Europas führten den „Euro“ als neue gemeinsame Währung ein. Der GKC stellte seine Beiträge umgerechnet und ungerundet von „D-Mark“ und Pfennig auf die neue Währung um. Und Spielboote – eine neue Form der Kajaks – hielten auch im GKC Einzug. Am 27. Juni wählte die Mitgliederversammlung nach der im Februar noch ergebnislos beendeten Jahreshauptversammlung Andreas Bergrath zum
1. Vorsitzenden. Die Laternchenfahrt im November übertraf alle Teilnehmerergebnisse der Vergangenheit. Vier Zehner-Kanadier und mehrere Einer-Boote nahmen an dieser Traditionsveranstaltung teil.
Mittlerweile gab es so viele Neukanuten im Verein, dass in 2003 eine Umstrukturierung der Sportabteilung notwendig wurde. Glücklicherweise hatten wir aber auch genügend Mitglieder, die bereit waren, eine Gruppe ehrenamtlich als Trainer bzw. Gruppenleiter zu übernehmen. So gab es zukünftig je eine Gruppe für Langstreckenfahrer, Techniktraining, Wettkampf-Slalom und Wanderfahrer. Zusätzlich wurden ab Mai wieder am Bootshaus Arbeiten zur Instandhaltung und Renovierung ausgeführt. Die Elektroleitungen im Obergeschoß einschließlich der Zuleitungen und der Verteilerkästen und insbesondere der Elektroleitungen, die über den Dachboden geführt waren, wurden erneuert. Die Folgearbeiten, Verputzen der Seitenwände und der Mauerpfeiler im Bootshaussaal, Renovierung des Thekenbereiches, Verstärkung der Saaldecke, Isolierung des Daches und immer wieder aufräumen und sauber machen, wurden von vielen Mitgliedern bis in das Jahr 2004 hinein erledigt. Im Herbst wurden nach jahrelanger Diskussion und Planung die Bootshallentore erneuert.
Im April 2004 feierte der GKC im Rahmen der Feiern zum Jubiläum „1200 Jahre Rüngsdorf“ den 50. Jahrestag der Bootshauseinweihung. Es wurde ein neuer gebrauchter Bus in sehr gutem Zustand erworben: ein erst zwei Jahre alter Ford-Transit mit neun Sitzplätzen. Um das Boothaus herum entstand der „Rote Platz“. Rote Hartziegelsteine, die aus der Ausstellungshalle eines Autohauses eigenhändig entfernt werden mussten, wurden um das Bootshaus herum verlegt. Bei all der Arbeit kam aber auch die Gemeinschaft nicht zu kurz. In den Sommermonaten wurden Kinoabende am Lagerfeuer oder einfach nur Grillabende gemeinsam verbracht. Zu den traditionellen Festen wie z.B. dem Herbstabend, der nach der Laternchenfahrt stattfindet, gibt es Küles. Das „rheinische Festessen“ wurde von einigen fleißigen Händen für alle vorbereitet. Unter anderem mussten dafür 28 Kilo Kartoffeln geschält und gerieben werden. Auch für die Weihnachtsfeier gibt es ein gesetztes Essen für alle Anwesenden gegen einen kleinen Obolus. Gekocht wird von Müttern bzw. von Mitgliedern, die von Beruf Koch sind.
Das Bootshaus wurde zu Beginn des Jahres 2005 mit 120 fast neuen Stühlen ausgestattet, die eine einheitliche Bestuhlung ermöglichten. An der Nordseite des Bootshauses wurde ein verschließbarer Carport errichtet, um zwei Bootshänger mit 10er-Canadiern sicher abstellen zu können. Zu Pfingsten erfuhr eine weitere Traditionsfahrt des Vereins eine Verjüngung. Die Jugendabteilung entschloß sich, endlich einmal wieder mit nach Reisdorf zu kommen und es nur mit der Sauer aufzunehmen. Vielleicht keine große Herausforderung, dafür aber eine super Gruppenerfahrung. Die Wanderfahrer meldeten im Vereinfahrtenbuch 23.680 gepaddelte Kilometer. 15 Wanderfahrer erfüllten die Anforderungen für das Wanderabzeichen, davon vier der Klasse Gold, drei Silber und acht Bronze. Klaus-Dieter Vollmar holte auf den German Masters, in der Altersklasse über 50 Jahre, im Einer-Canadier den Vizemeistertitel mit nur 15 Hundertstel Sekunden Abstand auf den
1. Platz.
Der so genannte „kleine Hänger“ wurde Mitte des Jahres 2006 demontiert, neu verzinkt und verbessert wieder aufgebaut. Der Sommer schrieb ein Märchen in Deutschland, dass auch im GKC mitgefeiert wurde: Die Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land. Eine der sogenannten „Public Viewing Areas“ war der Hof vom Kanu-Club. Trotzdem kamen die Wanderfahrer auf 15.600 gepaddelte Kilometer. Im Dezember wurde von einer Fachfirma der Parkettfußboden im Obergeschoß des Bootshauses abgeschliffen und versiegelt. Um dieses neue Parkett dauerhaft zu schonen, wurden von einigen Mitgliedern die Beine der Stühle und Tische sowie die Ständer der Tischtennisplatten und der Trennwände mit mehr als 600 selbst gestanzten Filzgleitern beklebt.
Es sind in dieser Chronik bestimmt manche Ereignisse, Arbeitseinsätze, Engagements und Erfolge nicht genannt worden. Der Leser möge es den Chronisten nachsehen. Ein Verein ist in Bewegung, und das ist gut so. Wir machen zusammen Sport, feiern und arbeiten, und so teilen wir auch Freud und Leid bei allem. Und nicht nur das: unsere Kinder haben einen Ausgleich zur Schule und eine Alternative zum Computer und wir haben einen Treffpunkt sowie nette Kontakte mit Alt und Jung.
Wer dies gelesen hat, kann hoffentlich den Stolz auf unseren Verein, den Godesber Kanu-Club
zwischen den Zeilen herauslesen! Wir sind froh, dass die Gründungsväter und die langjährigen Mitglieder so viel an Aufbau- und Erhaltungsarbeit geleistet haben, und wir heute von dem schönen Gebäude, dem Gelände, der hervorragenden Bootsausstattung, dem Wissen und der Erfahrung der „alten Hasen“ profitieren können.
Mit 75 Jahren – im Jahr 2007 – bieten wir für unsere Mitglieder folgende Sportarten an:
In Booten: Wanderfahrten, Slalom, Wildwasser, Langstrecke, Eskimotier- und Rettungslehrgänge, Schnupperkurse
Ausgleichssport: Zirkeltraining, Gymnastik, Ballspiele, Krafttraining, Tischtennis
Außerdem finden sich Gemeinschaften zum Skifahren, Boulespielen und Wandern.